Denken geht auch ohne Schreibschrift!

Haben Sie einmal auf die Handhaltung von Kindern beim Schreiben geachtet? Auf fast allen Abbildungen ist sie verkrampft, der Stift wird falsch gehalten, sodass kein flüssiger Bewegungsablauf möglich ist. Zwar erhält die Handschrift seit einigen Jahren viel   Aufmerksamkeit  in der Öffentlichkeit: „Handschrift ist ein Denkwerkzeug“ (Die Welt 31.7.17), „Die Anspitzung des Denkens“ (Die Zeit 26.9.19), sogar ein 301 Seiten dickes Taschenbuch widmet sich dem Thema „Wer nicht schreibt, bleibt dumm. Warum unsere Kinder ohne Handschrift das Denken verlernen“(Schulze Brüning/Claus 2019). Immer geht es um die Bedeutung der verbundenen Schreibschrift für das Denken.  Was heißt das im Umkehrschluss für all die Kinder in den Ländern, in denen Druckbuchstaben die primäre Handschrift darstellen, wie z.B. die USA, Finnland, Kanada u.a.? Was soll die Polemik und Überhöhung der Handschrift bringen?

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Quereinsteiger in Grundschulen–eine Katastrophe mit Langzeitfolgen!

Die Corona-Pandemie hat die öffentliche Diskussion um die Qualität der Unterrichtenden in unseren Schulen notgedrungen in den Hintergrund verdrängt. Im Zentrum stehen vor allem  die digitalen Kompetenzen , die bei Distanzunterricht die Voraussetzung sind.  Es ist aber schlimm, dass immer noch ausgebildete Grundschullehrkräfte fachliche Defizite in den Kernkompetenzen Schriftsprache und Mathematik haben, was sich in der großen Zahl von Kindern mit Lernproblemen in den Schulen und in den unbefriedigenden Ergebnissen der Bildungsstudien zeigt.
Umso bedenklicher ist es, wie die Kultusbehörden aller Bundesländer (nachzulesen auf der Website des deutschen Bildungsservers) ihre Versäumnisse in der Bedarfsplanung von Lehrkräften kaschieren und Quereinsteiger ohne pädagogische und didaktische Ausbildung, geschweige denn Lehramtsstudium, suchen und einstellen. Internetportale wie karriere.de werben damit, dass gerade Quereinsteiger zur Zeit beste Chancen auf Beamtenstatus und lange Ferien (haben).

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Diktate machen keine Rechtschreiber!

Allen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Trotz geht in regelmäßigen Abständen der Aufschrei durch die Presse, dass an den ungenügenden Rechtschreibkompetenzen die fehlenden Diktate lägen. Gerade schwingt sich die FAZ mal wieder zum Verteidiger auf, erst mit einem Schreibwettbewerb, in dessen abgedruckten Text  bereits ein Fehler enthalten ist (FAZ 28.2.15, S.39) und in einem Leitartikel zum Thema (10.3.15,S.1) mit dem Titel „Rechtschreibung lehren!“ Doch wie schrieb der Pädagoge Irmler bereits 1912: „Rechtschreiben durch Diktieren zu erlernen, ist ein vollendeter Unsinn, der seinesgleichen nicht hat. Diktieren als Methode heißt ja, vom Schüler verlangen, was er noch nicht hat, ihn systematisch demütigen. Wer einen Funken methodischen Denkens besitzt, wird sich dieses Mittels gewiß enthalten“.

Stattdessen sollten Kinder in vielfältigen Schreibsituationen dem Ziel der orthografischen Sicherheit beim selbstständigen Verfassen von Texten immer näher kommen und durch  gezieltes Üben von aktuellen Fehlerschwerpunkten Sicherheit entwickeln. Dazu kann vor allem auch die Arbeit mit einer eigenen Fehlerkartei helfen (siehe Material).

Weiterführende Informationen in Naegele,I.:Praxisbuch LRS.Beltz 2014, S.117 ff, Naegele,I.:Jedes Kind kann lesen und schreiben lernen, Beltz 2011